Die Gemeinde Schwieberdingen will 2016 eine Stromtankstelle für Elektroautos im Ort bauen. Macht das Sinn? Und wäre das auch für Hemmingen sinnvoll?
Elektroautos sind bisher bei uns noch kaum verbreitet. Obwohl viele Bürger auf Verkehrslärm und Feinstaub gerne verzichten würden. Und sie das unglaubliche Beschleunigungsvermögen von Elektroautos erleben möchten, die einen Sportwagen leicht überspurten können.
Aber bisher haben Elektroautos nur eine geringe Reichweite und danach müssen die Akkus wieder aufgeladen werden. Ein Arbeitskollege, der mit mir in Schwieberdingen bei einem großen Autozulieferer arbeitet, will demnächst mit seinem Elektroauto rein elektrisch in einem Tag nach Bremen fahren.
Eine solche Fernfahrt erinnert an die abenteuerliche Reise der Bertha Benz mit ihren beiden Söhnen von Mannheim nach Pforzheim, die in die Automobilgeschichte einging. Diese Fahrt an einem Ausflugstag des Jahres 1888 zeigte die Alltagstauglichkeit des Automobils trotz der damals noch fehlenden Tankstellen und war der Beginn des Siegeszugs des Automobils.
Reinen Elektroautos fehlt für die Alltagstauglichkeit derzeit die Fähigkeit für weite Fernfahrten. Das dazu nötige Netz von leistungsfähigen Schnell-Ladestationen ist noch lückenhaft.
Die Technik der Elektromobilität entwickelt sich rasant. Ein in Hemmingen tätiger Sportwagenhersteller soll derzeit eine Hochleistungs-Ladestation entwickeln, die den Tankvorgang auf wenige Minuten verkürzt. Verschiedene Autohersteller haben für die nächsten Monate attraktive neue Elektroautomodelle mit jeder Menge Elektronik angekündigt. Einige Länder wie z.B. Norwegen haben bereits heute einen Marktanteil von Elektroautos von 20%. Und z.B. die große Tiefgarage in Oslo lässt nur noch Elektroautos zum Parken zu.
Wenn dann der Strom noch aus erneuerbaren Energien kommt, dann ist der Weg offen zu einem Verkehr ohne Verkehrslärm, ohne Feinstaub und ohne CO2. Die Stromtankstelle der Gemeinde Schwieberdingen ist ein richtiger Schritt in diese Richtung. Der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung in Deutschland lag 2015 übrigens bereits bei über 30%. Ein Wert, der noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten wurde und der Anteil steigt weiter.
Wir haben das Glück den Beginn eines weltweiten Umbruchs zur „Decarbonisierung“ zu erleben mit großen Chancen, die sich durch erneuerbare Energien und Elektromobilität speziell für unser Land und die Region Stuttgart ergeben.
Wie Herr Bürgermeister Lauxmann beim Neujahrsempfang 2016 sagte: „Chancen gehen nie verloren. Die man selbst versäumt, nutzen andere.“ Wir sollten die Chancen selbst nutzen statt anderen zuzuschauen. Die hier wohnenden Ingenieure werden mit leuchtenden Augen zu innovativen Lösungen zur Alltagstauglichkeit beitragen. Und kommende Generationen werden Verkehrslärm und Feinstaub vermutlich nicht besonders vermissen.
Dr. Thomas Gölzer, Physiker
Bündnis 90 / die Grünen, OV Schwieberdingen-Hemmingen